Hintergrundinformationen zum Deutschen Chorzentrum

Das Deutsche Chorzentrum in der Karl-Marx-Straße 145 in Berlin ist die neue Heimat und Arbeitsstätte des Deutschen Chorverbands (DCV) sowie ein Ort für den Austausch und die Vernetzung der lebendigen Chor- und Vokalmusikszene.

Vision und Aufgabe

Unter dem Dach des Deutschen Chorzentrums bündeln sich alle bestehenden vokalmusikalischen Aktivitäten des DCV – sämtliche Kongresse und Festivals mit Modellcharakter wie die chor.com, das Deutsche Chorfest, Chor@Berlin oder die Initiative zum Singen mit Kindern „Die Carusos“ werden von hieraus entwickelt und organisiert. Als Drehscheibe für die vielfältigen nationalen und internationalen Kontakte der Chorszene soll das Haus zur Kreativzentrale für Projekt- und Programmentwicklung und erster Anlaufpunkt für Fachberatung und Serviceleistungen dienen. Es entsteht neuer Raum zum Austausch und zur Vernetzung – angeboten werden musikalische, pädagogische und organisatorische Aus- und Weiterbildungen sowie Fachveranstaltungen wie Tagungen oder Symposien.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf Partnerschaften mit lokalen, nationalen und internationalen Institutionen aus Hoch- und Breitenkultur, Politik, Religion, Wirtschaft und Medien ebenso wie auf der Zusammenarbeit mit den nationalen Chorverbänden, gemeinwesenorientierten Initiativen, Trägern von Kinder- und Jugendkulturarbeit, sozialen Institutionen, Ausbildungsstätten für Chorleiter:innen (Musikhochschulen, Universitäten, Bundes- und Landesmusikakademien), Schulen, Kindergärten oder Senioreneinrichtungen und das Hineinwirken in die unmittelbare Nachbarschaft.

Neben dem Deutschen Chorverband sind die Deutsche Chorjugend, der Chorverband Berlin und der Landesmusikrat Berlin im Chorzentrum ansässig, auch die „Vokalhelden“, das Chor-Programm der Berliner Philharmoniker, beziehen hier Station. Wichtiger Bestandteil ist zudem eine musikalische Kita mit 70 Plätzen, getragen durch die „Kleiner Fratz gGmbH“.

Übergreifend steht im Deutschen Chorzentrum ein Seminarraum mit 56 Plätzen zur Verfügung. Durch die direkte Nachbarschaft zum Heimathafen Neukölln, der über einen großen Veranstaltungssaal verfügt, können in Kooperation mit dem Heimathafen ebenfalls größere Veranstaltungen, Tagungen und ähnliches realisiert werden.

Geschichte

Mit dem Kauf des Hauses in Neukölln durch den DCV und der Umgestaltung zum Deutschen Chorzentrum schließt sich ein historischer Kreis: Im Jahr 2005 gingen mit dem Deutschen Sängerbund und dem Deutschen Allgemeinen Sängerbund (als Nachfolgeverband des Deutschen Arbeitersängerbundes) die bürgerliche und die Arbeitersängerbewegung im neuen Deutschen Chorverband auf, der damit auf eine über 155-jährige Geschichte zurückblicken kann. Bis Kriegsende beziehungsweise 1933 verfügten sowohl der Deutsche Sängerbund als auch der Deutsche Arbeitersängerbund über eigene Gebäude in Berlin. Der DCV hat seit seinem Umzug von Köln nach Berlin Anfang 2008 die Planung eines eigenen „Hauses“ immer wieder vorangetrieben. Dazu wurde seit 2007 der Verkaufserlös einer Immobilie in Köln auf Beschluss der Mitgliedersammlung zweckgebunden angelegt. Bis 2014 wurden über 20 verschiedene Objekte in Berlin gesichtet und auf ihre Eignung geprüft. Ende Januar 2016 wurde schließlich auf der DCV-Mitgliederversammlung in Frankfurt das jetzige Konzept für das Deutsche Chorzentrum angenommen und die Errichtung des Deutschen Chorzentrums in Berlin an diesem Standort beschlossen.

Die Baugenehmigung wurde am 7. März 2018 öffentlich im Beisein von Ministerialdirektor Dr. Günter Winands und Dr. Klaus Lederer, Senator für Kultur und Europa der Stadt Berlin, von der damaligen Neuköllner Bezirksbürgermeisterin Dr. Franziska Giffey an den Präsidenten des Deutschen Chorverbands, Christian Wulff, und DCV-Vizepräsidentin Petra Merkel überreicht.

Mit den Baumaßnahmen wurde nach umfassenden Planungen am 1. April 2019 begonnen und am 24. Juli 2020 konnte Richtfest gefeiert werden. Die Eröffnung wurde mit einem Festakt am 21. Juni 2021 begangen.
 

 

 

Gebäude: Umbau und Architektur

Das Gebäude in der Karl-Marx-Straße 145 wurde ursprünglich in den 1899/1900 Jahren errichtet und besteht aus einem fünfgeschossigen Vorderhaus sowie aus einem viergeschossigen Seitenflügel. Es ist Teil des heterogenen, lebendigen und dichten Berliner Stadtteils Neukölln und befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Heimathafen Neukölln.

Das Gebäudeensemble diente zuvor vor allem Wohnzwecken. Das Bestandsgebäude wurde für die verschiedenartigen Nutzungen des Deutschen Chorzentrums saniert, umgestaltet und durch eine Aufstockung auf dem Seitenflügel sowie durch den Dachausbau im Vorderhaus ergänzt. Bestands- und Neubau wurden so zu einem harmonischen Ganzen zusammengefügt, das ortstypische und städtebauliche Leitbilder respektiert und stärkt. Die Nutzfläche beträgt ca. 1.830 m².

Die Bestandsfassade zur Karl-Marx-Straße ist in ihrem Erscheinungsbild erhalten geblieben, während die Öffnungen der Bestandsfassaden zum Hof teilweise modifiziert worden sind. Die Aufstockung nimmt mit ihrer gefalteten Fassade sowohl in ihrer Gliederung als auch in ihrer Gestaltung Bezug auf die bestehende Architektur. Im Zuge der Aufstockung und des Neubaus des Dachgeschosses ist die bisherige hölzerne Dachkonstruktion abgetragen und durch eine zweigeschossige, gefaltete Aufstockung (Seitenflügel) und einen der historischen Dachform folgenden Neubau (Vorderhaus) in Massivholzbauweise ersetzt worden. Holz als präziser und leichter Baustoff ermöglicht einen hohen Vorfertigungsgrad und somit kurze Bauzeiten und eignet sich hervorragend, um die Entwurfsidee innerhalb des dichten Berliner Stadtgefüges ästhetisch, ökologisch und ökonomisch nachhaltig und nutzerfreundlich umzusetzen.

Finanzierungsstruktur

Der Gesamtetat für Ausbau und Ausstattung des Deutschen Chorzentrums setzt sich aus den Förderungen auf Beschluss des Deutschen Bundestages durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien in Höhe von bis zu 7,2 Millionen Euro sowie aus Mitteln der Lotto‐Stiftung Berlin und der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie im Rahmen der Kita‐Bauförderung von insgesamt bis zu 2,9 Millionen Euro zusammen. Dazu flossen Eigenmittel des Deutschen Chorverbands von über 1 Million Euro ein, die unter anderem aus dem 2007 erfolgten Verkauf seiner Immobilie in Köln im Zuge des Umzugs nach Berlin resultierten und zweckgebunden für einen eigenen Geschäftssitz in Berlin zurückgelegt wurden. Zusätzlich wurden Darlehen über die KfW und bei der Berliner Sparkasse in Höhe von insgesamt 3,1 Millionen aufgenommen, die in den kommenden Jahren aus den Mieteinnahmen zurückgezahlt werden.

Die Mietverträge werden Laufzeiten von bis zu 25 Jahren haben und gewährleisten so eine langfristige Sicherung aller beteiligten Einrichtungen und Institutionen. Als Bauherr fungiert die Immobiliengesellschaft „Haus Karl‐Marx‐Str. 145 GmbH“, deren alleiniger Gesellschafter der DCV ist.